Hans-Heinrich Dieter

20 Jahre KSK   (20.09.2016)

 

Die Spezialkräfte der Bundeswehr sind einmalig in den Streitkräften.

Sie sind im besten Sinne des Wortes Elite und einsatzbereit – jederzeit – weltweit. Und diese besondere Truppe ist auch sicherheitspolitischer Ausdruck der Souveränität der wiedervereinigten europäischen Mittelmacht Deutschland mit stark gestiegener außenpolitischer Verantwortung. Das haben viele Politiker offenbar noch nicht richtig verstanden und auch einige Militärs wissen mit diesem sicherheitspolitischen Instrument noch nicht angemessen umzugehen. Das ist erstaunlich.

1994 hat Deutschland im Zusammenhang mit dem Bürgerkrieg in Ruanda entschieden, eigene militärische Kräfte für mögliche Evakuierungen deutscher Staatsbürger aus Krisengebieten im Ausland verfügbar zu machen. Im Oktober 1996 wurde das Kommando Spezialkräfte in Dienst gestellt. Zunächst nur als Speerspitze einer Evakuierungsfähigkeit der Bundeswehr gedacht, wurden die Spezialkräfte aufgrund ihres Fähigkeitenspektrums seit 1998 regelmäßig mit unterschiedlichen Aufträgen eingesetzt und haben sich international einen hervorragenden Ruf erarbeitet.

Entsprechend der gültigen NATO-Doktrin sind Spezialkräfte für militärische Operationen verfügbar zu halten, die wegen der Besonderheit und politischen Bedeutung des Auftrages, wegen der Besonderheiten der – ggf. auch verdeckten und mit hohem Risiko verbundenen – Aufgabenerfüllung sowie der Bedeutung der Ziele der Operationen nach anderen Grundsätzen und Verfahren durchgeführt werden müssen als Einsätze herkömmlicher Truppen.

Solche Einsätze im Spektrum vom Gewinnen spezifischer, zeitkritischer Informationen mit strategisch-operativer Bedeutung, über offensive Maßnahmen zur Abwehr terroristischer Bedrohung und Bekämpfung subversiver Kräfte, bis hin zur Befreiung von Personen aus Geiselhaft - unter Anwendung militärischer Gewalt - erfordern besondere Fähigkeiten, besonders ausgesuchtes, körperlich besonders leistungsfähiges und psychisch besonders stabiles Personal mit einem Ausbildungs- und Einsatzbereitschaftsstand, der höchsten militärischen Ansprüchen genügt. Solche Einsätze erfordern wirkliche Profis.

Spezialkräftesoldaten sind daher keine normalen Soldaten der Bundeswehr. Sie wissen, was sie können. Sie suchen deswegen die Bewährung. Sie gehen auf in der intensiv gelebten Kameradschaft Gleichgesinnter und zusammen mit diesen Kameraden wollen sie – auch im internationalen Vergleich – zur Elite gehören.

Auf dieser Grundlage leisten die Soldaten des KSK einen unentbehrlichen Dienst für die Bundesrepublik Deutschland und riskieren im Einsatz mehr als andere ihr Leben für ihr Vaterland. Das kann man an sich nicht hoch genug schätzen. Deswegen ist es bemerkenswert, dass nicht wenige Politiker es an Wertschätzung gegenüber dem KSK fehlen lassen.

In der letzten Woche hat das Kommando Spezialkräfte sein Jubiläum im Schloss Ludwigsburg gefeiert. Gastgeber dieses Festaktes war das Land Baden Württemberg. Der Generalinspekteur der Bundeswehr als Oberbefehlshaber der deutschen Streitkräfte war anwesend wie auch der Stellvertreter des Inspekteurs des Heeres. Viele hochrangige Vertreter ausländischer Spezialkräfte gaben den Soldaten des KSK die Ehre und der stellvertretende Botschafter der Vereinigten Staaten verlieh dem KSK ein Fahnenband des US-Präsidenten in Anerkennung herausragender Leistungen unserer Spezialkräfte im Kriegseinsatz zusammen mit den US Special Forces in Afghanistan.

Das gastgebende Land Baden Württemberg war durch einen sehr nachrangigen Beamten aus dem Agrarministerium vertreten, der Landtag durch einen MdL, die keine Worte für die Soldaten fanden. Der Deutsche Bundestag, der seine Verantwortung für die Parlamentsarmee Bundeswehr immer lautstark propagiert, war lediglich mit MdB Arnold aus dem Verteidigungsausschuss vertreten. Auch dieser einzige Vertreter des deutschen Parlaments fand keine anerkennenden Worte für die deutschen Spezialkräfte, die seit 1998 ununterbrochen in Einsätzen ihre Haut für Deutschland zu Markte tragen.

Diese offensichtliche Missachtung unserer leistungsfähigsten Soldaten durch die deutsche Politik ist ein peinliches politisches Armutszeugnis.

(20.09.2016)

 

 

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