Hans-Heinrich Dieter

Coole Sau?   (13.09.2013)

 

Der Möchtegern-Proletarierführer Steinbrück zeigt auf dem Magazincover der Süddeutschen Zeitung den Mittelfinger. F.A.Z. und SPIEGEL fragen sich "Darf der das?" und finden unterschiedliche Antworten. Die Mehrheit der SPIEGEL-ONLINE-Leser ist sich wohl sicher: Ja, Peer Steinbrück hat Mut bewiesen. Und Julia Probst von der Piratenpartei meint via Twitter: "Der Stinkefinger von Steinbrück ist ok, weil es authentisch wirkt bei ihm. Mir ist so ein Klartext lieber als Merkel's Inhaltsleere."

Und da fragt sich die Journaille auch noch inhaltsreich, ob das eine erneute Panne war oder eher Kalkül und eine mit der SPD-Zeitung "SZ" abgesprochene Inszenierung. Steinbrück neigt zu Pannen und Patzern, wenn er unter Druck oder Strom steht und ist für das Kanzleramt schon von daher nicht geeignet. Aber dumm ist er eigentlich nicht. Immerhin hat er das Bild freigegeben und wird sich dabei etwas gedacht und dadurch etwas erhofft haben. Und da beginnt der eigentliche Skandal.

Steinbrück will sich mit dem Stinkefinger offenbar an die Proleten in der SPD wenden, um seinen Stallgeruch zu verbessern. Er bemüht sich um scheinbar ungebildete oder minderbemittelte Bürger, die zu normaler politischer Willensbildung nicht fähig sind, und will sie als SPD-Wähler gewinnen. Steinbrück ist offenbar der Meinung, dass er die Jungwähler anspricht, wenn er sich vermeintlich als mutige, "coole Sau" gibt. Mit dieser Einschätzung beleidigt er einen größeren Teil solcher Zielgruppen.

Wenn Steinbrück allerdings inhaltsleere "Polit-Schwachköpfe" von den Piraten, die einen Stinkefinger für Klartext halten, für die SPD gewinnt und dadurch den Einzug dieser Chaoten in den Bundestag verhindern hilft, dann hätte diese Geste, mit der sich Steinbrück selbst entblödet und in der Proletenszene unsterblich macht, auch eine weniger miese Seite.

Die Europäische Union und die westliche Welt wird sich ihren Teil denken über neue aber andersartige "hässliche Deutsche", die die Bandbreite zwischen Kavallerie und Stinkefinger im politischen Umgang bedienen. Aber Hauptsache "authentisch"!

(13.09.2013)

 

 

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