Hans-Heinrich Dieter

Die Spannung steigt   (03.01.2014)

 

Nachdem so viel Zeit vertan ist mit der Koalitions- und Kabinettsbildung, wird es schwer sein, der neuen Verteidigungsministerin 100 Tage Einarbeitung zu gönnen. Aber Frau von der Leyen wäre nicht Frau von der Leyen, wenn sie diese 100 Tage in Anspruch nehmen wollte, obwohl sie einen "Mordsrespekt vor der Aufgabe" hat und bisher mit Außen- und Sicherheitspolitik weder in der Legislative noch in der Exekutive befasst war, und daher in diesem Politikfeld eine echte Laie/in ist.

Frau von der Leyen strebt mit Macht ins Amt. Am Tag der Bekanntgabe ihrer neuen Aufgabe zieht sie bereits abends bei Jauch eine "von der Leyen Show" ab. Umgehend reist sie nach Afghanistan, um die deutschen Soldatinnen und Soldaten im Einsatz zu besuchen. Das ist ihres Amtes und gut so. Es wäre wohl hilfreicher für sie - und die Bundeswehr - gewesen, wenn sie auf Medienbegleitung verzichtet hätte, um sich ganz auf die Staatsbürger in Uniform und ihre Anliegen konzentrieren zu können. So musste sie vermeiden, eine Waffe anzufassen, eine Drohne durfte sie keines Blickes würdigen etc., etc. ... Die ersten medienwirksamen Aussagen zu den Schwerpunkten ihrer zukünftigen Arbeit und zu ihren wesentlichen Anliegen waren natürlich nicht zu vermeiden, sonders durchaus beabsichtigt. Da hat es den Soldaten gefallen, dass sie der festen Überzeugung ist, dass die Soldatinnen und Soldaten die beste Ausrüstung für die Auftragserfüllung brauchen - und natürlich bekommen sollen. In diesem Falle hätte sie sich durchaus mit einem der wichtigsten Teile bester Ausrüstung, der Drohne, auseinandersetzen sollen. So wird man sehr schnell Frau von der Leyen an ihren ersten Aussagen messen, das Kampfdrohnenthema kommt jetzt nicht zufällig hoch.

Und die Verteidigungsministerin lässt keine Chancen aus und tut das, was nicht wenige Politiker für ihre vornehmste Aufgabe zu halten scheinen, sie gibt Interviews, auch Blättchen wie "Gala" und "Bunte". Bunte vertraut sie an, sie hoffe, dass sie weiterhin viel von zuhause aus steuern kann, damit wäre sie dann ein seltenes Goldrand-Vorbild für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in der Sicherheitspolitik. Und sie hat es offenbar relativ leicht, denn sie outet: "Mein Mann ist wunderbar. Er trägt das neue Amt mit." Die WDR-Hörer in NRW wissen sofort, was gemeint ist, denn dort wird ja immer wieder in der Sendereihe "Die von der Leyens" ein Schlaglicht auf das Familienleben zwischen Herd und Karriere geworfen. Jüngere Leser hätten wohl erwartet, dass sie sagt: "Mein Mann ist soooo süüß...!" Aber es kommen ja sicher noch mehr Interviews.

Und der siebenfachen Mutter sind natürlich ihre Kinder trotz der Belastungen des Verteidigungsressorts wichtig, ihre Meinungen liegen ihr am Herzen. Die erste Frage der Kinder an die Mama: "Ist das gefährlich?", die zweite Frage: "Was genau macht eigentlich die Bundeswehr?" Das erste Kind wurde 1992 geboren, dann folgten 1994 Zwillinge ..., da muss es in der politischen Familiendiskussion bei Tisch und in der politischen Schulbildung zu dem einen oder anderen kleinen Defizit gekommen sein. Das wird Frau von der Leyen ausgleichen, wenn sie selbst voll im Thema steht.

Bei dieser Arbeitsgeschwindigkeit und bei der augenblicklich erkennbaren Schwerpunktbildung ist es spannend zu beobachten, wie sich die Lage weiterentwickelt. In den Badezuber wird Frau von der Leyen für die Bunte nicht steigen - das konnte nur Scharping.

(03.01.2014)

 

 

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