Hans-Heinrich Dieter

Dummdreist!  (25.03.2013)

 

Die Euroländer legen sich zur Rettung Zyperns krumm und verbiegen sich bis zur Unkenntlichkeit - oder auch Lächerlichkeit - und unsere zyprischen Freunde danken es uns mit unbändigem Zorn und geschmacklosen Verunglimpfungen. Das Volk auf der Straße ist sicher politisch ähnlich ungebildet wie manche unserer Normalmitbürger, deswegen sind sie anfällig für Lügen und Verführungen jeder Art. So entsteht dann "Vox populi", hier und da.

Deswegen muss man sich mit den Verführern auseinandersetzen. Präsident Anastasiades spricht von Verbitterung über die europäischen Partner. Das klingt als Aussage wertneutral, allerdings hat er dem zyprischen Volk vorgegaukelt, dass sein eigener Vorschlag für den zyprischen Anteil am Rettungspaket von den Euroländern aufgezwungen sei. Dann hat er im Parlament mit seinen Kumpanen noch nicht einmal für seinen eigenen Vorschlag gestimmt. Danach meinte er - ähnlich wie seine griechischen Verwandten, die den EU-Beitritt mit Lug und Betrug erschmeichelt haben - mit den Partnern unsolidarisch pokern zu können. Er hat seinen Coup zu Lasten der europäischen Steuerzahler nicht landen können und zeigt nun volles Verständnis für die Verbitterung seiner Landsleute über die - hauptsächlich größeren - europäischen Partner, allein um die berechtigte Verbitterung des Volkes über die Ursachen der Krise, nämlich die schlimme und desaströse zyprische Politik sowie das teilweise kriminelle "Geschäftsmodell" zyprischer Banken, noch ein wenig im Zaum halten zu können. Was für ein zwielichtiger Charakter! Solchen Typen würde ich nicht einmal einen zehn Jahre alten Fiat Punto für sehr wenig Geld abkaufen.

Wenn solche zweifelhaften Charaktere im Spiel sind, braucht man die Kirche. Der Erzbischof und Ober-Pope verspricht deswegen Trost: Europa habe das Land allein gelassen, dafür sei jetzt die Kirche da. Chrysostomos II sagt: "Wir haben an ein anderes Europa geglaubt...", und "Wir haben geglaubt, dass wir im Notfall Hilfe bekommen werden. Aber es scheint so zu sein, dass in Europa vor allem die Großen ihre Interessen durchsetzen können." Solch ein Gehabe würde man im nördlicheren Europa als das Verhalten eines "Schweinepriesters" einordnen. Aber andere Länder andere Sitten. Chrysostomos ist in der schwierigen orthodox-katholischen Welt groß geworden und versteht es vielleicht nicht besser. Also vergeben wir ihm seine intellektuellen Fehltritte. Er sollte nur die zyprischen Christen und die europäischen Partner nicht auf Dauer auf dümmliche Weise für dumm verkaufen wollen.

Die Euro-Krise und ihre politische Behandlung begünstigt in allen Euroländern antieuropäische, radikale oder auch nur apolitische Bewegungen, die unserem demokratischen System nachhaltig schaden werden. Europa ist im jetzigen Zustand weder tiefer zu integrieren, noch auf Dauer zusammenzuhalten. Man muss sich deswegen schon ernsthaft überlegen, ob es nicht besser ist, die Europäische Gemeinschaft ohne falsche Emotionen gesundzuschrumpfen. Die nüchternen Isländer haben ihre Insolvenz in den Griff bekommen!

(25.03.2013)

 

 

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