Hans-Heinrich Dieter

Eingeschränkte Einsatzfähigkeit!   (18.06.2017)

 

Deutschland will mehr Verantwortung tragen und das sicherheitspolitische Schicksal verstärkt in die eigenen Hände nehmen. Dazu braucht man aber auch einsatzfähige Streitkräfte, wenn man sich politisch nicht lächerlich machen will.

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat nun dem offensichtlichen Leitmedium „Bild am Sonntag“ einen Zeitplan für die Verlegung des Bundeswehr-Kontingents aus dem türkischen Incirlik auf eine Luftwaffenbasis in Jordanien erläutert. Demnach sind das Tankflugzeug und die sechs Aufklärungstornados bis Ende Juni durch die Anti-ISIS-Koalition fest eingeplant. Dann soll das Tankflugzeug nach Jordanien verlegt werden und erst „etwa in der zweiten Juli-Hälfte wieder im Einsatz“ sein. Diese Zeitplanung ist schwer nachzuvollziehen, denn die Verlegung des Tankflugzeuges auf eine einsatzklare Luftwaffenbasis ist eine einfache Flugbewegung und der logistische Aufwand für die Verlegung von etwa zwanzig Soldaten kann nicht sehr groß sein. Und man muss sicher nicht mit dem Beginn des Flugbetriebes warten, bis die letzte Betreuungseinrichtung für die Luftwaffensoldaten vor Ort ist.

Der „technisch komplexere Umzug“ der Aufklärungstornados mit ungefähr 200 Containern, beladen mit technischem Gerät, Ersatzteilen, Auswerteanlagen und auch Büromaterial,soll dann sage und schreibe zwei Monate dauern. Erst ab Oktober sollen die sechs Aufklärungstornados dann nach Plan wieder starten können. Als Begründung wird vorgegeben, dass die mobile Kommandozentrale mit der Auswerteanlage für die Aufklärungsbilder in Incirlik abgebaut und am neuen Standort in Jordanien wieder aufgebaut werden muss.Mit dieser Zeitplanung macht Frau von der Leyen sich politisch ein wenig lächerlich - und die Bundeswehr gleich mit.

Die Verlegung wird schon lange geplant, die Entscheidung ist bereits vor Tagen gefallen. Im Rest des Juni kann die Verlegung bereits intensiv vorbereitet werden. Die mobile Kommandozentrale mit der Auswerteanlage heißt doch wohl „mobil“ weil sie schnell verlegt werden kann. Die Herstellung der Aufnahmefähigkeit in Jordanien - anfänglich auch in Provisorien - kann schon anlaufen. Das Schiff für die Containerverlegung oder die Großraum -Transporter können bereits eingeplant werden und die Verlegung in das relativ nahe gelegene Jordanien dann Anfang Juli beginnen. Der wirklich plausible Grund für den geplanten hohen Zeitbedarf kann eigentlich nur in einer ins Auge gefassten Abgeltung des im Einsatz erworbenen Dienstzeitausgleichs nach der Europäischen Arbeitszeitverordnung liegen. Die Logistik der Bundeswehr ist sicher leistungsfähiger, als dieser angebliche Zeitbedarf glauben macht.

Mit der jetzt veröffentlichten Zeitplanung wird eingeschränkte Einsatzfähigkeit deutscher Streitkräfte gleich mehrfach deutlich. In einer Zeit, in der Aufklärungs- und Kampfdrohnen Aufklärungsergebnisse online liefern, stellt die Bundeswehr der Anti-IS-Koalition mit den Tornados veraltete und „langsame“ Aufklärungstechnik zur Verfügung. Wenn man für die Verlegung einer „mobilen Kommandozentrale mit der Auswerteanlage für die Aufklärungsbilder“ zwei Monate braucht, ist man nicht mobil und für schnell ablaufende Gefechtshandlungen nicht hinreichend einsatzfähig. Wenn man keine redundanten Auswerteanlagen für die Aufklärungsbilder der Tornados hat, ist die Einsatzfähigkeit der Aufklärungstornados ohnehin stark eingeschränkt. Das Vertrauen unserer Partner in den deutschen Beitrag im Kampf gegen den IS wird leiden.

Nach Generalverdacht und ungerechtfertigter Pauschalschelte durch die Ministerin ist die nun veröffentlichte Planung dazu geeignet, die Soldaten der Bundeswehr weiter zu diskreditieren!

(18.06.2017)

 

 

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