Hans-Heinrich Dieter

Elder Statesman? (28.08.2011)

 

Helmut Schmidt und Helmut Kohl sind große deutsche Kanzler mit unterschiedlichem Charakter und unterschiedlichen Verdiensten. Sehr ähnlich sind sie sich in ihrer ausgeprägten Eitelkeit.

Die beiden Altkanzler haben sich nach der Wahrnehmung ihrer politischen Verantwortung unterschiedlich entwickelt. Helmut Kohl wirkt leider in jeder Hinsicht schon sehr alt, während Helmut Schmidt als "elder statesman" die aktuelle Politik mit ernst zu nehmendem und nützlichem Rat begleitet.

Nun hat Helmut Kohl die deutsche Außenpolitik scharf kritisiert, Deutschland sei keine berechenbare Größe mehr und der deutschen Außenpolitik fehle der politische Kompass. Nachdem Kohl nun mehr oder weniger merkt, dass seine selbstgerechte und überzogene Kritik auch sehr negative Auswirkungen auf die Kanzlerin, die Koalition und die CDU hat, will er seine Äußerungen nicht als "Abrechnung" mit Merkel und Westerwelle verstanden wissen, sondern maßt sich an, ein „positives Zeichen“ setzen, ja „Optimismus verbreiten“ zu wollen. Wenn auch dem Altkanzler die Urteilskraft hinsichtlich der aktuellen Politik ein wenig abhanden gekommen sein mag, so viel politischen Instinkt wird er sich erhalten haben, dass er die Wirkung solcher Aussagen durchaus noch einschätzen kann. Mit seinen nun vermeintlich begütigenden Aussagen wird er deswegen nur noch unglaubwürdiger.

Seine Aussagen waren nicht nützlich, weder für die Außenpolitik Deutschlands noch für seine Partei, die CDU. Allerdings wurde der Altkanzler genüsslich benutzt, durch Gabriel, Oppermann und Steinmeier, SPD, durch Trittin und Co., Die Grünen, und durch eher nachrangige Politiker der Linken. Die Kritiker aus den Reihen der CDU greifen den Ball dankbar auf und kühlen ihr Mütchen. Und der offensichtlich inzwischen auch stark in die Jahre gekommene Rühe nutzt die Chance - von den Hinterbänken ins Rampenlicht - und versteigt sich in maßlose und schwer nachvollziehbare Kritik an Verteidigungsminister de Maizière.

Und nun nutzt auch noch Ex-Außenminister, Politrocker und Lobbyist Fischer Kohls Steilvorlage und gibt dem SPIEGEL zu Protokoll, das Verhalten der Bundesrepublik in Sachen Libyen sei "vielleicht das größte außenpolitische Debakel seit Gründung der Bundesrepublik."

Ein Alt-Kanzler, der ausdrücklich erklären muss, seine überaus kritischen Aussagen seien keine "Abrechnung", und der von der Opposition mit großem Vergnügen benutzt wird, kann nicht als „elder statesman“ geachtet werden. Kohl hat der deutschen Politik einen Bärendienst erwiesen. Als etwas tapsig galt er ja schon immer.

(28.08.2011)

 

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