Hans-Heinrich Dieter

Kommunikation der Bundeswehr ( 29.12.2012 )

 

In der Saure-Gurken-Zeit zwischen den Jahren gibt es für die wenigen arbeitenden Fach-Journalisten offenbar auch nur sehr wenige Ansprechpartner. Im Interview mit der F.A.Z. nimmt deswegen der Vorsitzende Heer des Bundeswehrverbandes, Oberstleutnant Behr, unter der Überschrift "Im Kampf um die klügsten Köpfe brauchen wir ein Konzept" zur Attraktivität des Soldatenberufes und zur Nachwuchsgewinnung Stellung. Er tut das natürlich durch die Brille der Soldatengewerkschaft.

Nun ist es nicht ungewöhnlich, dass fast ausschließlich der Bundeswehrverband in der öffentlichen Wahrnehmung über Sachverhalte der Bundeswehr informiert und kritische Meinungen vertritt und dem Bundesvorsitzenden Kirsch die öffentliche militärische Stimme zugeordnet wird, dabei kann er nur als oberster Soldatenvertreter sprechen. Das zeigt ganz deutlich, dass die Bundeswehr in der öffentlichen Wahrnehmung und in der sicherheitspolitischen Kommunikation erhebliche Defizite  hat.

Die Bundeswehr hat einen veritablen Generalleutnant als Abteilungsleiter für Personal- und Sozialangelegenheiten, unter dessen Federführung Fragen der Attraktivität des Soldatenberufes, des Umbaus der Personalstruktur  und der Nachwuchsgewinnung bearbeitet werden. Ein Interview mit diesem General würde deutlich machen, dass die Bundeswehr auf der Grundlage eines Konzeptes ein ganzes Maßnahmenpaket zur Attraktivität und Nachwuchsgewinnung entwickelt hat und derzeit umsetzt. Das Verteidigungsministerium hat ein eigenes Referat für Freiwilligenwerbung. Der Oberst und Referatsleiter würde im Gespräch die Lage in der Nachwuchsgewinnung bis in interessante Details erläutern können. Die Liste von wirklichen Fachleuten zu dieser Thematik ist lang. Und gerade in der jetzigen Situation der Umstellung der Bundeswehr auf Freiwilligenstreitkräfte und der damit einhergehenden Schwierigkeiten sollten wirkliche Fachleute zur sachgerechten Information der Öffentlichkeit beitragen.

Ohne öffentliche Kommunikation von aussagefähigen Soldaten wird die Bundeswehr das „freundliche Desinteresse“ der Bürger nicht überwinden können. Mit wahrhaftiger Information ließe sich zudem verlorene Glaubwürdigkeit in sicherheitspolitischen Fragen gewinnen bzw. zurückgewinnen. Der Bundeswehrverband kann das nicht leisten, füllt aber derzeit einen kleinen Teil der großen Lücke in der Kommunikation der Bundeswehr.

Die Bundeswehr hat hervorragende Fachleute, warum sollen die immer nur aufschreiben, was die Politiker sagen sollten, und nicht selbst ihr Thema vor der Öffentlichkeit verantworten? Warum bildet die Bundeswehr ihre Führungskräfte nicht intensiver für die Wahrnehmung strategischer Kommunikation aus? Es stände den Spitzen-Staatsbürgern in Uniform gut zu Gesicht und es würde der Sache dienen, wenn sie sich - im Auftrag des Ministers - öffentlich zu Wort meldeten. Couragierte Teilnahme an der öffentlichen Diskussion bedarf aber nicht unbedingt des Auftrages des Ministers, denn die Soldaten der Bundeswehr sind Staatsbürger in Uniform und haben den Eid geleistet, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen.

(29.12.2011)

 

nach oben

 

zurück zur Seite Klartext