Hans-Heinrich Dieter

Neue NATO-Strategie   (24.10.2021)

 

Beim jĂŒngsten Treffen haben die NATO-Verteidigungsminister in BrĂŒssel eine neue Strategie zur Abschreckung Russlands entwickelt. NATO-GeneralsekretĂ€r Jens Stoltenberg erklĂ€rte: „Wir stĂ€rken unsere Allianz weiter mit besseren und modernisierten PlĂ€nen.“ Die Strategie zielt darauf ab, auf gleichzeitige Angriffe Russlands im Baltikum und in der Schwarzmeer-Region vorbereitet zu sein.

Die NATO macht dadurch deutlich, dass sie zukunftsgerichtet denkt und handelt, sowie dabei an der sicherheitspolitischen RealitĂ€t orientiert ist. Denn die neue Strategie ist eine Reaktion auf die zunehmend aggressive Politik Putins. Dabei reicht es heutzutage nicht mehr, auf herkömmliche militĂ€rische Bedrohungen zu reagieren. Denn die NATO und ihre Mitglieder sehen sich fast tĂ€glich niederschwelligen Attacken im Internet ausgesetzt oder mit anderen Formen hybrider Aggression konfrontiert. Die NATO hat deshalb ihre Verteidigungsinteressen - neben Luft, Land, See – auf den Cyberraum und auch auf den Weltraum erweitert. Sie will frĂŒhzeitig auf Angriffe jeder Art reagieren können und dabei selbst möglichst unberechenbar bleiben.

Auf dieser Grundlage sollen im nĂ€chsten Schritt neue VerteidigungsplĂ€ne entwickelt werden, und zwar fĂŒr den gesamten euroatlantischen Raum. NATO-GeneralsekretĂ€r Stoltenberg wĂŒnscht sich dafĂŒr eine bessere Kooperation mit der EU. Nach einem Ministertreffen forderte er sogar ein einheitliches Sicherheitskonzept. Stoltenberg erklĂ€rte, die Kooperation der NATO mit der EU habe ein nie dagewesenes Niveau erreicht. Er begrĂŒĂŸe die gesteigerten militĂ€rischen Ambitionen der EU-Staaten, diese sollten aber nicht NATO-Strukturen doppeln. Stoltenbergs klare Ansage: „Wir brauchen mehr FĂ€higkeiten, nicht mehr Strukturen!“ Und US-Verteidigungsminister Lloyd Austin erklĂ€rte in BrĂŒssel, die USA wĂŒrden eine „stĂ€rkere und fĂ€higere europĂ€ische Verteidigung unterstĂŒtzen“, wenn sie einen „positiven Beitrag zur transatlantischen und globalen Sicherheit leistet und mit der NATO vereinbar ist“. Die USA konzentrieren sich zwar augenblicklich auf die Einhegung Chinas im Indo-Pazifik, sie sind aber fĂŒr die NATO schon auf Grund ihrer nuklearen FĂ€higkeiten unverzichtbarer Teil einer Abschreckungsstrategie gegen Russland. Und dieser Verantwortung wird sich das NATO-Mitglied USA auch weiterhin stellen!

Damit widerspricht Stoltenberg einer Initiative, die Deutschland gemeinsam mit den Niederlanden, Portugal, Finnland und Slowenien gestartet hat, um eine schnelle militĂ€rische Eingreiftruppe der EuropĂ€ischen Union zu bilden. Und da hat Stoltenberg Recht, denn die NATO hat eine Schnelle Eingreiftruppe und Doppelstrukturen sind auf jeden Fall zu vermeiden! Außerdem heißt es in der NATO zu Recht, es mangele nicht an Infanteriebataillonen, sondern an „Enablern“. Damit sind militĂ€rische FĂ€higkeiten gemeint, die es erst erlauben, Truppen wirklich einzusetzen: AufklĂ€rung, strategischer Lufttransport, digitale OperationsfĂŒhrung, Raketenabwehr und Kampfdrohnen. Und da hat Deutschland erhebliche MĂ€ngel zu beseitigen.

Zur gemeinsamen Entwicklung von zukunftstauglichen militĂ€rischen FĂ€higkeiten vereinbarten die NATO-Mitglieder, mit einem Fonds bis Mitte des kommenden Jahres bis zu eine Milliarde Euro in Technologien zur Verteidigung zu investieren. Dazu Stoltenberg: „Der neue Innovationsfonds wird sicherstellen, dass die Alliierten die neuesten Technologien und FĂ€higkeiten, die fĂŒr unsere Sicherheit von entscheidender Bedeutung sein werden, nicht verpassen.“ Gemeint sind unter anderem Robotersysteme, selbstfliegende Flugzeuge oder Hyperschallantriebe, wie sie auch von China und Russland entwickelt werden.

Es kommt fĂŒr Deutschland jetzt darauf an, mit einer absehbar außen- und sicherheitspolitisch „schwierigen“ Koalition die EinsatzfĂ€higkeit der deutschen StreitkrĂ€fte fĂŒr die BĂŒndnisverteidigung der NATO bis 2031 sicherzustellen und sich in die zukunftsorientierten Planungen der NATO engagiert einzubringen, sowie die EU-NATO-Kooperation nach KrĂ€ften zu unterstĂŒtzen!

(24.10.2021)

 

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http://www.hansheinrichdieter.de/html/eu-nato-kooperation.html

 

 

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