Hans-Heinrich Dieter

Nur schwer verständlich   (03.03.2013)

 

Wir erinnern uns, Ende Februar in der Türkei angekommen, fordert Verteidigungsminister de Maizière die Soldaten auf: "Hört einfach auf, dauernd nach Anerkennung zu gieren." Er beschreibt erst die vermeintliche Abhängigkeit der Staatsbürger in Uniform von der „Droge Anerkennung“ und dann ihre offenbar unkontrollierte Lust darauf. Das ist hauptsächlich peinlich für de Maizière und wird noch peinlicher, wenn er glaubt, die Soldaten kumpel- oder junkerhaft duzen zu sollen. Inzwischen sagt er gegenüber BILD am Sonntag, er habe offenbar „nicht den richtigen Ton getroffen“ aber dann etwas trotzig, „Als Chef muss man auch öffentlich einmal ein kritisches Wort sagen dürfen.“ Berechtigte Kritik, zur rechten Zeit, am rechten Ort und vor dem richtigen Publikum will dem Minister sicher niemand verwehren, aber der Minister weiß ja inzwischen auch, dass der Ton die Musik macht.

Die Kritik im falschen Ton war dem Minister aber offensichtlich so wichtig, dass er Probleme und Schwierigkeiten vor Ort nicht so richtig zur Kenntnis nehmen wollte oder die Klagen von Soldaten vielleicht als Weinerlichkeit abgetan hat. Nun meint der Minister „Natürlich habe auch ich bei meinem Besuch in der Türkei gewisse Probleme wahrgenommen, obwohl ich eher die Schokoladenseite gezeigt bekomme.“ Wenn de Maizière der Auffassung ist, dass man ihm hauptsächlich positive Informationen gibt, dann muss er vorgetragene Probleme umso ernster nehmen. Maßnahmen wurden allerdings zur Behebung „gewisser Probleme“ vom Minister nicht ergriffen. Erst der Wehrbeauftragte hat erhebliche Missstände bei der Unterbringung der deutschen Soldaten moniert und das Ministerium sowie den Verteidigungsausschuss informiert. Außerdem gibt es offenbar grundsätzliche Spannungen und ein nicht hinzunehmendes Verhalten des türkischen Lagerkommandeurs gegenüber einer deutschen Soldatin, bis hin zu Handgreiflichkeiten, und hinsichtlich der offiziellen Beflaggung des Lagers mit den Fahnen Deutschlands, der Türkei und der NATO.

Der Minister scheint seine Soldaten nicht sehr ernst zu nehmen, sonst hätte er sich der Probleme angenommen und nicht darauf gewartet, bis der Wehrbeauftragte ihn mit der Nase darauf stößt. Der türkische Botschafter in Deutschland sollte einbestellt und aufgefordert werden, sich mit der Lage der deutschen NATO-Soldaten in seinem Land vertraut zu machen und Lösungsmöglichkeiten für etwaige Probleme vorzutragen. Das würde den „stolzen“ Türken sicher nicht so gut gefallen, aber den deutschen Soldaten helfen.

(03.03.2013)

 

 

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