Hans-Heinrich Dieter

Personalnot der CDU   (20.02.2015)

 

Die CDU hat offenbar sehr wenig profiliertes und leistungsfähiges Personal. In den Ländern stellt sie kaum noch Ministerpräsidenten, weil charismatische, regional verwurzelte Führungspersönlichkeiten fehlen. In deutschen Metropolen gibt es nur ganz vereinzelt CDU-Oberbürgermeister, weil es offenbar zu wenige lokale CDU-Leistungsträger mit Bodenhaftung gibt. Die CDU tingelt relativ beliebig in der bürgerlichen Mitte, ohne konservatives Profil und konsequente Programmatik. Kanzlerin Merkel punktet als erfahrene politische Persönlichkeit auch dadurch, dass sie grüne und linke Themen erfolgreich besetzt. Das Rezept wirkt aber nur auf Bundesebene und bei Merkel. Der CDU fehlen einfach genug gute Politiker. Und wenn man sich nach einem Kanzlerkandidaten umsieht, fällt einem außer Merkel nur Schäuble ein. Hier wird eine schlimme Personalnot schon sichtbar.

Jetzt hat die CDU-Fraktion über Karneval auch noch den Hinterbänkler Franz Josef Jung, als Nachfolger von Andreas Schockenhoff, zu ihrem Chef-Außenpolitiker und stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden gewählt. Was für ein Narrenstreich! Der Generalsekretär der CDU Hessen, Manfred Pentz gratulierte: „Wir sind davon überzeugt, dass er der Richtige für diese Position ist. … Als ehemaliger Bundesverteidigungsminister besitzt er … die nötige Erfahrung und Kompetenz ein solches Amt auszuführen.“ Pentz ist wohl auch ein „blinder Hesse“ und hat offenbar verdrängt, dass der Politikversager und „notorische Schönredner“ Jung wegen mehrerer Fehlentscheidungen als Minister „gefeuert“ wurde.

Jung ist 2005 als Quoten-Hesse über den Länderproporz von seinem Spezi Roland Koch ohne Erfahrung in ein bundespolitisches Amt katapultiert worden. Da gibt es natürlich Anfangsschwierigkeiten. Jung hat sich strebend bemüht, mit wenig Erfolg. In den Medien wird kolportiert, „Die Regierungschefin gäbe dem Hessen... ein 'gut' für Betragen“. Kopfnoten sind wichtig aber irgendwann sollte Leistung sichtbar sein und zumindest ein Gesellenstück gelingen. Bei Jung gelingen alle Gesellenstückversuche gründlich daneben, denn zum Beispiel mit seinen Plänen zum Abschuss von gekaperten Flugzeugen stellt sich Minister Jung gegen ein eindeutig anders lautendes Urteil des Verfassungsgerichtes und erklärt unbelehrbar und beharrlich in der Öffentlichkeit und vor zahlreichen Mikrofonen seine Absicht, Soldaten Befehle erteilen zu wollen, die ggf. das Grundgesetz verletzen und Straftaten zur Folge haben. Jung wird sicher zu Recht im Bundestag auch von Abgeordneten des Koalitionspartners sehr scharf öffentlich kritisiert und verliert das letzte Vertrauen und die Glaubwürdigkeit, die ein Minister in einem solch schwierigen Amt braucht.

Die Medien nehmen dann auch kein Blatt vor den Mund. Die SZ nennt Jung den " Minister im Praktikum" und die FAZ attestiert ihm, dass "er nach Kräften versucht, die übertragenen Aufgaben seines jetzigen Amtes zu erfüllen, aber eben nicht sehr geschickt." Ein solcher Verteidigungsminister Jung gilt nicht nur dem Kabarettisten Schmickler als „eklatante Fehlbesetzung“. Während einer Diskussionsveranstaltung 2009 zu Afghanistan lässt  sich Jung von dem Fachmann Scholl-Latour unwidersprochen bescheinigen, dass er keine Ahnung von der realen Situation in diesem vom Bürgerkrieg geschundenen Land hat. Das kommentiert die Vorsitzende der Grünen: „Wir sind wirklich der Meinung, dass ... Jung immer mehr als realitätsfremder, als verantwortungsloser Schönredner auftritt.“ Aber nicht nur die Opposition verteilt allgemein schlechte Noten. Alexander Szandar schreibt am 12. August im SPIEGEL Online unter dem Titel „Auffällig unauffällig“: „Nach einem Wahlsieg der Union möchte Franz Josef Jung gerne auf seinem Posten bleiben – zum Schrecken politischer Gegner im Bundestag und auch vieler Soldaten, die den Hessen für eine Fehlbesetzung halten."

Doch nach dem Luftangriff am 04.09.2009 auf zwei Tanklaster bei Kundus macht Jung dann fast alles falsch, jedenfalls das Entscheidende: Er entschuldigt sich nicht, gesteht keinen Fehler ein, sieht keinen Anlass für Untersuchungen und informiert die Öffentlichkeit und das Parlament inkorrekt und unvollständig. Da muss die Kanzlerin für ihren unfähigen, "müdenMinister" übernehmen. FDP-Außenpolitiker und Wehrexperte Stinner bescheinigt Jung denn auch, er sei "dem Amt offensichtlich nicht gewachsen".

Franz Josef Jung ist von 2005 bis 2009 als Verteidigungsminister aus seiner Rolle als Lernender und "Praktikant" nie herausgekommen, obwohl er ja seiner Meinung nach als Obergefreiter genug Erfahrung mitgebracht hat. Zuletzt war er dann sogar ein eher unglücklich agierender „Selbstverteidigungsminister". Er bleibt uns als Fehlbesetzung in starker Erinnerung!

In der Außenpolitik braucht man einen klaren Verstand, Analyse- und Urteilsfähigkeit, und Erfahrung auf diplomatischem Parkett. Da wird man bei Jung sehr gespannt sein dürfen. Man darf den Hessen eine gewisse Erfahrung mit der Außenpolitik allerdings nicht absprechen. Im 18. Jahrhundert hat der hessische Landesfürst seine Hessen an England für den Krieg in Nordamerika als Söldner verkauft. Darauf reagierten andere Landsmannschaften spöttisch bis hämisch: „Die Hessen sind so blind, dass sie nicht mal die verbrecherische Geldgier ihrer Fürsten erkennen."

Der ehemalige Verteidigungsminister ohne Fortune und spätere Hinterbänkler der CDU wird sich sicher strebend bemühen, in die außenpolitischen Stiefel hineinzuwachsen!

(20.02.2015)

 

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http://www.md-office-compact.de/MinisterimPraktikum.htm

 

 

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