Hans-Heinrich Dieter

Pressefreiheit   (21.08.2013)

 

Pressefreiheit ist ein hohes Gut, das es zu wahren und zu schützen gilt. Wie falsch verstandene Freiheiten Journalisten aus Sensationsgier und Quotensucht verrohen lassen, hat die Berichterstattung zum 25. Jahrestag des Geiseldramas von Gladbeck wieder einmal eindrucksvoll vor Augen geführt.

Und nun ist da wieder eine Story, aus der man vermeintlich so richtig etwas machen kann: Der freiheitsliebende und aufklärerische GUARDIAN im Würgegriff des verruchten britischen Geheimdienstes!

Ein Provinzblatt aus Oldenburg schreibt, "Geheimdienstler statten der Tageszeitung einen Besuch ab und fordern die Herausgabe oder Zerstörung von geheimem Material." und riecht natürlich sofort den "Skandal". Die NEUE OSNABRÃœCKER ZEITUNG erkennt einen "schändlichen Knebelversuch" und stellt vollmundig und ausgreifend fest: "Journalismus ist kein Terrorismus. Diese glasklare Tatsache findet in Großbritannien inzwischen leider immer seltener Beachtung." 

Die Angelegenheit ist wohl doch etwas komplexer. Der britische Geheimdienst arbeitet im Auftrag der britischen Regierung. Der GUARDIAN wurde von der Regierung schon vor geraumer Zeit aufgefordert, gestohlenes Geheimdienstmaterial herauszugeben oder zu vernichten, weil sonst ein Gerichtsbeschluss zur Herausgabe sowie ein Gerichtsverfahren wegen der mutmaßlichen Beihilfe zum Geheimnisverrat drohe. Daraufhin hat der "mutige" Chefredakteur des GUARDIAN offensichtlich in die Vernichtung der Unterlagen und Datenträger eingewilligt, um sich ein Gerichtsverfahren und die damit verbundenen Kosten und Geldstrafen zu ersparen. Die Geheimdienstbeamten haben die Vernichtungsaktion lediglich im Auftrag der britischen Regierung überwacht. Geld regiert halt auch den Journalismus. Deswegen ist es gut, dass die FAZ fragt: "Aber das soll eine aufklärerische Zeitung sein, die sich von Regierungsmitarbeitern vor die Wahl stellen lässt: 'Gebt das Material heraus, oder zerstört es'? Und die dann tatsächlich Festplatten unter Aufsicht zertrümmern lässt - aus Angst vor einem Rechtsstreit? Diesen Streit hätte man doch ganz gelassen in aller Öffentlichkeit austragen können".

Mit seiner selbst öffentlich gemachten Feigheit hat der GUARDIAN selbst der Pressefreiheit massiv geschadet.

Das ist aber nicht der einzige Bärendienst, den der GUARDIAN der Pressefreiheit geleistet hat. Freiheit hat immer ihre Grenzen, in der Freiheit der Mitmenschen und Andersdenkenden und in der Sicherheit der Bürger. Wer die Pressefreiheit schützen will muss diese Grenzen der Freiheit achten. Beihilfe zum Geheimnisverrat ist kein Kavaliersdelikt und es ist nur zu verständlich, dass die britische Regierung die Interessen Großbritanniens wahren will - unter Beachtung der geltenden Gesetze.

Der Obergefreite Manning ist kein Held, sondern ein verurteilter Verräter, der inzwischen versucht sich zu "entschuldigen". Er kann sich nicht entschuldigen, denn er ist schuldig gesprochen und bedauert inzwischen, dass er Amerika geschadet hat. Snowden ist kein Held, sondern ein mutmaßlicher Verräter, dem irgendwann Gerechtigkeit widerfahren wird. Medien, die mutmaßliche "Verräter" oder "Verbrecher" unterstützen, verletzen die Pressefreiheit. "Rote Linien" wurden nicht von den Behörden sondern vom GUARDIAN überschritten.

(21.08.2013)

 

 

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