Hans-Heinrich Dieter

Schlechter Ratgeber   (27.08.2012)

 

Der ehemalige Bundeskanzler und heutige Lobbyist für Gazprom Schröder meldet sich immer wieder ungefragt zu Wort. Da meldet er sich schon mal aus dem Urlaub in Griechenland und zeigt den Koalitionspolitikern, wie man die geplagten Griechen behandeln müsse - allerdings hat er keine politische Verantwortung und dann ist solcher Populismus in Sachen Griechenland doch wohl eher verantwortungslos. Er hat aber Erfahrung, denn er war der deutsche Kanzler, der mit seinen Eurogruppenkollegen auf den Beitrittsbetrug der Griechen hereingefallen ist.

Dann kritisiert Herr Schröder die Europapolitik der Kanzlerin und ihren Umgang mit der Schuldenkrise. Aus seiner Sicht sagt er nichts Neues, denn schon in der Nacht nach der verlorenen Wahl glaubte er ja öffentlich in schwierigem Gemüts- und Geisteszustand zum Ausdruck bringen zu müssen, dass Frau Merkel "es" nicht könne. Selbst Frau Schröder-Köpf fand ihren Mann da suboptimal. Aber er war Bundeskanzler, als Deutschland die Maastricht-Kriterien nicht eingehalten und damit zur Vergrößerung des Schuldendilemmas in der Eurozone nicht unerheblich beigetragen hatte.

Nun empfiehlt er den Grünen, Trittin zum Spitzenkandidaten für die nächste Bundestagswahl zu machen. Es ist interessant, wie er diesen Vorschlag begründet. Er meint, Trittin habe sich einen "staatsmännischen Habitus erarbeitet" und in der Europapolitik eine "staatstragende Haltung". Im Nadelstreifen wird ein ehemaliger bekennender Kommunist noch nicht staatstragend und der Habitus in der Opposition sagt noch nichts über politische Leistungsfähigkeit in Regierungsverantwortung. Und es ist noch nicht lange her, dass Trittin den ehemaligen Bundespräsidenten Köhler in höchst unflätiger Weise als "lose Kanone an Deck" bezeichnet hatte, nur weil dieser sicherheitspolitisch das Richtige - allerdings nicht grüne sicherheitspolitische Gefühle - zum Ausdruck gebracht hat.

Und wer vertraut schon einem "Ratgeber in Personalfragen" Schröder, der allen Ernstes Putin als "lupenreinen Demokraten" bezeichnet hat?

Schröder sollte sich besser vornehm zurückhalten. Aber Schröder ist nun mal nicht vornehm!

(27.08.2012)

 

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