Schwierige mediale Wochen (11.11.2020)
Hinter uns liegen schwierige mediale Jahre und Wochen – und ein Ende ist nicht abzusehen!
Der Vorwurf âLĂŒgenpresse“ war immer ĂŒberzogen und sachlich nicht begrĂŒndet. Die QualitĂ€t vieler Medien hat sich seit dem Aufkommen solcher Begriffe aber nicht merklich verbessert. Denn es gibt immer noch zu viele Journalisten, die offenbar keine eigenstĂ€ndige Recherche machen, die nicht klar zwischen Meinung und Bericht trennen, die deshalb ihre Aufgabe nicht neutral, fair, verantwortungsbewusst, wahrheitsgemÀà sowie mit VerstĂ€ndnis und AugenmaĂ wahrnehmen. Solche Journalisten verlieren ihre GlaubwĂŒrdigkeit und das Vertrauen der BĂŒrger.
Und ganz allgemein kann man feststellen, dass sich zahlreiche Medien – offenbar auch aufgrund wirtschaftlichen Existenzdrucks und daraus folgenden QuotenzwĂ€ngen – durch Skandalisieren, Spekulieren und Themenauswahl der niedrigen QualitĂ€t des âBoulevard“ angleichen. DarĂŒber hinaus ist ein ziemlich rigoroser Versuch zu erkennen, Menschen und BĂŒrger, die eine andere Meinung vertreten als der links/grĂŒne Mainstream, eine rechte oder konservative âEchoblasenexistenz“ zu unterstellen, zu verunglimpfen und undemokratisch auszugrenzen – dabei befindet sich die Mehrheit der heutigen Journalisten ganz offensichtlich selbst in einer rot/rot/grĂŒnen Echoblase. Das ist auch ein Grund dafĂŒr, dass die meisten Medien die Politik in unserem System demokratischer Gewaltenteilung nicht mehr unabhĂ€ngig-kritisch begleiten und als âvierte Gewalt“ die demokratische Kontrolle nicht mehr verantwortungsbewusst ausĂŒben können. Die heutigen Journalisten erfĂŒllen deswegen meiner Meinung nach zu groĂen Teilen nicht mehr den Anspruch, den wir in unserem demokratischen System an die Institutionen der so wichtigen Pressefreiheit haben.
Als engagierter und medieninteressierter BĂŒrger wĂŒnsche ich mir von unseren Journalisten gute, kluge, ordentliche, kritische Arbeit und auch einen Journalismus, der die neue digitale Welt souverĂ€n nutzt und bereichert. Und da sind in den Jahren der PrĂ€sidentschaft des Donald Trump sowie in den quĂ€lenden Wochen des US-Wahlkampfes meine WĂŒnsche nicht in ErfĂŒllung gegangen. Wir wissen, dass der quotenabhĂ€ngige Journalismus auch von den Vorstellungen geprĂ€gt ist, âSex sells!“ und âBad news are good news!“ Und da hatten Medien mit Trump natĂŒrlich das passende Subjekt, das solche widerlichen SprĂŒche gemacht hat wie: âYou only have to grap her pussy!“ Und sehr viele âverunglĂŒckte“ politische Verhaltensweisen sowie die aggressiven und ignoranten Tweets dieses âFleisch gewordenen Elefanten im politischen Porzellanladen“ wurden ausfĂŒhrlich, ja exzessiv gebracht und kommentiert. Und dann wurden nicht wenige Journalisten offensichtlich von einer ganz neuen Vorstellung geleitet, âBad manners matter – and are good news!“. Und so wurde jedes charakterliche und psychische Fehlverhalten Trumps – kurz jeder âFurz“ – ausfĂŒhrlich gebracht und âeingeschĂ€tzt“.
Auf dieser Grundlage wurden die Leser, Zuschauer und Hörer ĂŒber Monate mit nichtsnutzigen und ĂŒberflĂŒssigen âbreaking news“ belĂ€stigt. Und im Zusammenhang mit der PrĂ€sidentenwahl wurde solches quĂ€lende Medienverhalten noch dadurch verstĂ€rkt, dass es die ĂŒberschĂ€umende Neugier vieler Journalisten offenbar nicht zulĂ€sst, wirkliche Ergebnisse und das Vorliegen konkreter und belegter Informationen abzuwarten. Und so reihte sich eine MutmaĂung, Unterstellung, Spekulation und Erwartung an die andere. In der Sendung mit der Maus lernen Kinder, â…wer nicht fragt bleibt dumm!“ Und in dem Zusammenhang gibt es auch keine dummen Fragen. Im Zusammenhang mit den unzĂ€hligen Interviews und âExperten“-Befragungen zum Wahlausgang gab es aber unzĂ€hlige dumme Journalistenfragen, weil die Journalist*innen ja wissen, dass auch die âExperten“ keine zutreffende Antwort geben, sondern höchstens die journalistischen Spekulationen bestĂ€tigen oder durch Spekulationsvarianten âbereichern“ können. Das morgendliche Hören der âInformationen am Morgen“ im Deutschlandfunk war so gelegentlich eine quĂ€lende Zumutung – weitab vom Presse-Kodex.
Nur wenn Journalisten ihre FĂ€higkeit zur Selbstkritik stĂ€rken und sich darum bemĂŒhen, ihre Arbeit im Sinne des Presse-Kodex an der Wahrheit orientiert zu machen, werden sie das Vertrauen der BĂŒrger zurĂŒckgewinnen können.
Wir brauchen guten Journalismus – zum Wohle unserer Demokratie!
(11.11.2020)
Bei Interesse am Thema Journalismus in Deutschland:
http://www.hansheinrichdieter.de/html/erschreckenderjournalismus.html
http://www.hansheinrichdieter.de/html/pressefreiheitundmeinungsmache.html
http://www.hansheinrichdieter.de/html/feigheitvordemjournalismus.html
http://www.hansheinrichdieter.de/html/tendenz-funk.html
http://www.hansheinrichdieter.de/html/journalismuskritik2.html
http://www.hansheinrichdieter.de/html/luegenpresse.html
nach oben
zurĂŒck zur Seite Kommentare
|