Hans-Heinrich Dieter

Internationaler Tag der Pressefreiheit   (03.05.2020)

 

Die Pressefreiheit ist ein hohes demokratisches Gut, das von allen liberal und demokratisch orientierten Bürgern engagiert verteidigt werden muss. Die Pressefreiheit muss von den Journalisten, die sich gerne als Wächter oder Kontrolleure der Demokratie verstehen, auch glaubhaft „gelebt“ werden. Aber seit dem Welttag der Pressefreiheit 2019 hat sich die journalistische Leistung in Deutschland leider nicht erkennbar verbessert.

Wenn es um die Verteidigung der Pressefreiheit geht, schauen wir gewöhnlich in Richtung Russland, China, Türkei oder anderer sich autokratisch entwickelnder Gesellschaften weltweit. Wir müssen aber inzwischen an Beispielen wie Polen und Ungarn feststellen, dass die Pressefreiheit mehr und mehr auch in Europa und sogar in der Europäischen Union eingeengt wird. Dem müssen sich alle europäischen Staaten, die sich demokratischen Werten verpflichtet fühlen, engagiert entgegenstellen.

Dem deutschen Journalismus geht es aber auch nicht gut. Die Auflagen auch von Qualitätsmedien, wie der F.A.Z., des SPIEGEL oder der ZEIT, gehen stark zurück, Regional- und Kommunalmedien werden zusammengelegt, oder geben auf, und auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat eine tiefgreifende Glaubwürdigkeitskrise. Der deutsche Journalismus hat sich das selbst zuzuschreiben, denn die Digitalisierung wurde verschlafen und die Konkurrenz der sozialen Medien wurde zu lange arrogant missachtet und lieber als „asoziale Medien“ verunglimpft, anstatt sich dort qualitätssteigernd einzubringen. Und viele Medien leiden stark unter einem Vertrauensverlust, der darauf zurückzuführen ist, dass sich immer weniger Journalisten dem Presse-Kodex und somit wahrhaftiger Information verpflichtet fühlen, sondern „Haltungsjournalismus“ betreiben, bei dem die „richtige Haltung“ des links/rot/grünen Mainstream propagiert wird. Wenn es dem deutschen Journalismus wieder besser gehen soll, woran alle demokratisch orientierten Staatsbürger ein Interesse haben, müssen Journalisten, am Presse-Kodex orientiert, besser arbeiten!

Seit der Flüchtlingskrise haben viele deutsche Bürger den Eindruck, dass Medien – und insbesondere der öffentlich rechtliche Rundfunk - „abhängig“ sind und dass zunehmend „Regierungsjournalismus“ betrieben wird. Der Journalist und Publizist Wolfgang Herles, der jahrelang für das ZDF in leitenden Positionen tätig war, hat 2016 in einem Interview konstatiert, dass es im Sender „Anweisungen von oben” gebe. Und er wird zitiert: „Wir müssen so berichten, wie es Frau Merkel vorgibt.“ Und Herles berichtet weiter: “Es gab eine schriftliche Anweisung, dass das ZDF der Herstellung der Einheit Deutschlands zu dienen habe. Wir durften damals nichts Negatives über die neuen Bundesländer sagen – heute darf man nichts Negatives über die Flüchtlinge sagen – das ist Regierungsjournalismus”. Und die Berichterstattung der deutschen Mainstream-Medien im Verlauf der Corona-Pandemie vermittelte zum Teil den Eindruck lobhudelnder Hofberichterstattung. Wenn man kritische und objektiv plausible Berichterstattung lesen wollte, dann war man auf die NZZ, mit ihrem Chefredaktor Eric Gujer, angewiesen. Das beste „unabhängige“ und kritische Informationsangebot machte allerdings Gabor Steingart mit seinem Morning Briefing und mit seinem hervorragenden Podcast-Zyklus „Der achte Tag“.

Nach den Ergebnissen der neuesten Studie (Januar 2020) von Infratest Dimap zur Glaubwürdigkeit der Medien für den Westdeutschen Rundfunk (WDR) gehen 38 Prozent der befragten Bürger davon aus, dass Staat und Regierung den Medien Vorgaben bei der Berichterstattung machen. Das Misstrauen ist also durchaus nicht gering! Es bleibt noch viel zu tun, bis die Glaubwürdigkeitskrise des deutschen Journalismus überwunden ist!

Die Pressefreiheit dient dem Zweck der objektiven und wahrhaftigen Information des Bürgers. Abhängige Medien können diesem Anspruch nicht gerecht werden und werden weiter an Vertrauen verlieren!

(03.05.2020)

 

Bei Interesse an der Thematik lesen Sie auch:

http://www.hansheinrichdieter.de/html/abhaengigemedien.html

http://www.hansheinrichdieter.de/html/welttagderpressefreiheit.html

 

 

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