Hans-Heinrich Dieter

100 Jahre Türkei   (29.10.2023)

 

Vor 100 Jahren gründete Kemal Atatürk die Türkische Republik. Sein Ziel war es, das zurückeroberte Land zu säkularisieren und zu europäisieren. Der Gründer der türkischen Nation trennte Staat und Religion, ließ die Zivilehe und bis 1934 das Frauenwahlrecht einführen. Atatürk war ein aufgeklärter türkischer Politiker, der sein Land aus dem muslimischen Mittelalter herausentwickeln wollte, mit einigem Erfolg. Deswegen ist es verständlich, dass viele Türken den Republikgründer verehren und das 100-jährige Jubiläum feiern.

Diese prunkvollen Feiern fanden statt und begeisterte türkische Bürger huldigten dem Staatsgründer - aber auch dem islamistischen Möchte-Gern-Sultan Erdogan, der den Islam zum Mittelpunkt des öffentlichen Lebens in einer türkisch-sunnitischen Türkei gemacht hat, die sich an den Traditionen des Osmanischen Reiches orientiert. Er schränkte außerdem die Demonstrations- und Pressefreiheit ein, brachte die Justiz auf seine Linie und beschnitt die Macht des Parlaments. Erdogan lenkt so die Türkei von Europa weg – bis hin zur EU-Untauglichkeit - und bedient sich dabei des Islamismus und des Nationalismus. Erdogan hat außerdem die Türkei heruntergewirtschaftet und sich in der NATO durch erpresserische Politik isoliert. Deswegen sind die Feiern zum 100-jährigen Jubiläum Huldigung für Atatürk und Trauerfeierlichkeiten für die Fehlentwicklungen der Erdogan-Ära zugleich!

So gab es am Jubiläumstag auf dem Gelände des ehemaligen Atatürk-Flughafens in Istanbul auch eine Massenkundgebung als Zeichen der Solidarität mit Palästina. Das war die bislang weltweit größte antiisraelische Manifestation seit dem Terror-Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Die Masse war offensichtlich aufgehetzt durch Erdogan, der schon zuvor ausgeschrien hat, dass die radikalislamische Hamas keine Terrororganisation sei, sondern nur das Ziel habe, Palästina zu befreien. Darüber hinaus hat Erdogan dem Westen vorgeworfen, „der Hauptschuldige an den Massakern im Gaza-Streifen“ zu sein. Abgesehen von „einigen mit Gewissen, die ihre Stimme erhoben“ hätten, seien diese „Massaker ausschließlich das Werk des Westens!“ Denn: „Israel begeht seit 22 Tagen Kriegsverbrechen, aber die westlichen Führer sind nicht einmal in der Lage, Israel zu einem Waffenstillstand aufzufordern, geschweige denn darauf zu reagieren. …Wir werden der ganzen Welt sagen, dass Israel ein Kriegsverbrecher ist.“

Mit diesen ungeheuerlichen Aussagen stellt sich die Türkei gegen viele NATO-Verbündete und gegen die Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten, wo die Hamas als terroristisch eingestuft wird. Und wenn Erdogan geifert: „Gaza, Palästina, was war da 1947, was ist es heute? Israel, wie bist du dahin gekommen, wie bist du reingekommen? Du bist ein Besatzer, du bist eine Organisation.“, dann spricht der autokratische Anführer eines NATO-Staates Israel die Staatlichkeit und somit das Existenzrecht ab – einfach nur ungeheuerlich!

Da wundert man sich nicht, dass der anbiedernde Besuch von Wirtschaftsminister Habeck vergangene Woche in Ankara ein Reinfall war. Wir sollten aus diesem ungeheuerlichen antiwestlichen Verhalten Konsequenzen ziehen. Die EU sollte die Beitrittsverhandlungen mit der EU-untauglichen Türkei sofort beenden. Die NATO sollte die NATO-untaugliche Türkei mit Sanktionen überziehen, die die Türkei zum Austritt veranlassen. Deutschland sollte Erdogan zur Persona non grata erklären und seinen geplanten Besuch am 17. und 18. November in Berlin absagen. Das Außenministerium sollte eine Reisewarnung für die Türkei aussprechen, denn deutsche Bürger sind der Gefahr einer Verhaftung als Mitschuldige an den „Massakern im Gaza-Streifen“ ausgesetzt.

Wir sollten uns von Erdogan und seiner AKP nicht länger beleidigen, verhöhnen und erpressen lassen. Wir müssen unsere Freiheit und unsere Werte mit Haltung verteidigen!

(29.10.2023)

 

Bei Interesse lesen Sie auch:

https://www.hansheinrichdieter.de/html/anmassendererdogan.html

https://www.hansheinrichdieter.de/html/unbrauchbarerpartnert.html

https://www.hansheinrichdieter.de/html/unsicheresnato-mitgliedtuerkei.html

 

 

nach oben

 

zurück zur Seite Kommentare