Hans-Heinrich Dieter

Auswirkungen des Klimawandels   (23.08.2023)

 

Der Klimawandel ist eine wissenschaftliche Realität, eine für Mensch und Natur bittere Herausforderung, der wir uns global stellen müssen. Deswegen ist es sehr gut, dass sich auf der UN-Klima-Konferenz in Paris im Dezember 2015 197 Staaten auf ein globales Klimaschutzabkommen geeinigt haben. Die beigetretenen Staaten verpflichten sich, die Erderwärmung auf unter 2 °C, möglichst jedoch auf 1,5 °C, gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Die teilnehmenden Staaten verpflichten sich außerdem im Pariser Klima-Vertrag, jeweils einen Klimaschutzbeitrag in Form nationaler oder regionaler Klimapläne zu leisten. Das gilt erstmals sowohl für Industrie- wie auch für Entwicklungsländer, früher waren nur einige Industrieländer zu Klimaschutzanstrengungen im Rahmen des Kyoto-Protokolls verpflichtet. Problematisch ist sicherlich, dass die teilnehmenden Staaten es selbst in der Hand haben, wie schnell und wie intensiv sie an der Umsetzung arbeiten. Die Schnelligkeit beim Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas ist sehr unterschiedlich. In China und Indien zum Beispiel erleben die fossilen Energien durch den ständigen Zubau neuer Kohle- und Gaskraftwerke einen regelrechten Boom. Auch deswegen erwärmt sich die Erde ungeachtet der vollmundigen Ankündigungen von Politikern aller Couleur weiter und das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken, wird nicht zu erreichen sein. Da der Klimawandel nur global in den Griff zu bekommen ist, müssten die vorgesehenen nationalen Beiträge dringend nachgeschärft, vereinheitlicht und kontrolliert werden. Dazu muss ein gemeinsames Regelwerk für die Umsetzung des Paris Abkommens erarbeitet und angewendet werden. Davon sind wir weit entfernt!

Die Erde erwärmt sich derzeit unaufhaltsam weiter, weil der Klima-Wandel sich derzeit schon verheerend auswirkt. Die hohen Temperaturen im Sommer trocknen die Böden aus und erhöhen die Waldbrandgefahr. In Kalifornien und anderen US-Bundesstaaten brennt es jährlich großflächig und langfristig, teilweise ist die Erklärung eines Notstandes erforderlich, wie auf Haiti. In ganz Kanada lodern derzeit mehr als 1.000 Waldbrände, mehr als 370 davon in British Columbia. In den Nordwest-Territorien, wo die Behörden mehr als 230 Brände zählten, wurde die Stadt Yellowknife mit ihren rund 20.000 Einwohnern über Tage fast vollständig evakuiert. Insgesamt verbrannten in Kanada in diesem Jahr bereits rund 14 Millionen Hektar Wald. In der schlimmsten kanadischen Waldbrandsaison seit Beginn der Aufzeichnung ist eine Fläche so groß wie Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen bereits abgebrannt – und die Katastrophe ist noch lange nicht im Griff.

In Europa brennt es in jedem Jahr in Spanien, Portugal, Italien, Griechenland und Südfrankreich. Aktuell brennt es auf den Kanaren. Nach offiziellen Angaben haben die seit einer Woche wütenden Flammen rund 12.000 Hektar Natur erfasst. Nach Angaben der Behörden handelt es sich wohl um einen der schwersten Brände auf Teneriffa in den vergangenen 40 Jahren. Und Griechenland hat seit Wochen immer wieder mit verheerenden Bränden zu kämpfen, beispielsweise auf Rhodos oder Korfu. Dort mussten Zehntausende Menschen evakuiert werden. Nun wüten erneut verheerende Brände. Diesmal sind Athen und Thessaloniki betroffen und aktuell brechen pro Stunde drei Waldbrände in anderen griechischen Regionen aus. Und auch Deutschland bleibt nicht verschont. Brandenburg etwa erlebte im Mai und Juni 2023 den bislang größten Waldbrand seit Beginn der Aufzeichnungen. Seit einigen Jahren hat das Bundesland mit Dürre und Waldbränden von starkem Ausmaß zu kämpfen. Wir machen uns Sorgen um die Abholzung des Regenwaldes und versäumen, das Ausmaß der verbrannten Waldflächen zu berücksichtigen, die über lange Zeit für die Aufnahme von CO2 fehlen werden. Und die lange anhaltenden Dürreperioden in Folge des Klimawandels werden die Waldbrandgefahr in wärmeren Regionen von Jahr zu Jahr noch weiter steigern!

Wenn man sich Ziele setzt, dann sollten sie erreichbar sein. Dazu gehört, dass man die jährlichen Emissionen exakt und möglichst vollständig misst und den Einfluss auf die Klimaentwicklung analysiert. Ich habe noch keinen Bericht gelesen, der die globalen verheerenden jährlichen Brände im Hinblick auf ihre Treibhausgasentwicklung berücksichtigt. Dazu kommen noch ganz bewusst erzeugte Treibhausgas-Emissionen, weil der Verbrecher Putin in den vergangenen drei Jahren in Sibirien bewusst großflächige Brände legt, um den Permafrost zur Gewinnung von Ackerflächen und Bodenschätzen aufzutauen. Allein die globalen Brände in diesem Jahr werden die Zielerreichung bei der Eindämmung der Erderwärmung verhindern!

Dazu kommen weitere hochgefährliche Entwicklungen. Die Erderwärmung führt zum allmählichen Schmelzen der Gletscher und Eismassen In der Arktis, in der Antarktis und auch in den Hochgebirgen. Der Meeresspiegel steigt und gefährdet allmählich tiefgelegene Anbauflächen in Hafenstädten. Etwa 660 Millionen Menschen leben an tiefgelegenen Küsten oder auf Inseln, die ganz konkret durch den Anstieg des Meeresspiegels bedroht sind. Und Wissenschaftler gehen davon aus, dass mehrere Millionen Menschen in den nächsten Jahren ihre Heimat verlieren werden.

Die steigende Erderwärmung wirkt sich auch auf eine zunehmend höhere Temperatur der Ozeane aus, das ist nicht nur gefährlich für die Meeres-Fauna, sondern auch die Ursache für die Zunahme von Extremwetterereignissen, die Überflutungen und Flutkatastrophen mit verheerenden Schäden zur Folge haben. Und auch wir in Europa mit verhältnismäßig gemäßigtem Klima bleiben nicht verschont wie die Flutkatastrophen an der Ahr und in Slowenien drastisch vor Augen geführt haben. Der jeweils entstandene Schaden hat schlimme Auswirkungen auf die betroffenen Bevölkerungsanteile. Aber man darf den jeweiligen Wiederaufbau nicht vergessen, der umfangreiche CO2- Emissionen freisetzen wird. Auch diese Probleme werden dazu beitragen, dass wir unsere gesetzten Ziele nicht erreichen!

Und auch die „Zeitenwende“ muss bei Prognosen und Analysen stärker berücksichtigt werden. Der verbrecherische Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine dauert nun schon 18 Monate und ein Ende ist nicht in Sicht! Die Zerstörungen sind erheblich und der Betrieb der Gefechtsfahrzeuge sowie der Gebrauch großer Munitionsmengen erzeugen Treibhausgas-Emissionen in erheblichem Ausmaß. Und der Wiederaufbau der Ukraine wird nicht nur Unmengen von Geld kosten, sondern auch Unmengen von CO2 freisetzten.

Wer angesichts dieser Tatsachen und erwartbaren Entwicklung den Klimawandel leugnet, ist intellektuell eingeschränkt leistungsfähig oder ideologisch verbohrt. Die Erde wird sich weiter erwärmen. Wir müssen das als Herausforderung betrachten, und realistische globale wie auch den jeweils gegebenen regionalen Umständen entsprechende Ziele für die Eindämmung der Erderwärmung erarbeiten. Auf dieser Grundlage muss ein gemeinsames Regelwerk für die Umsetzung des Paris Abkommens mit neuer realistischer Zielsetzung erarbeitet und angewendet werden.

Da wir die Erderwärmung nicht zeitgerecht stoppen können, müssen wir unser Leben an das sich erwärmende Klima anpassen. Wir müssen Schritt für Schritt emissionsreduzierter leben und wirtschaften, wir müssen einen realpolitischen Umgang mit zunehmender Dürre und Wetterextremen finden, wir müssen unsere Städte Zug um Zug so umgestalten, dass dort angenehmer gelebt und gearbeitet werden kann, wir müssen unsere Wälder unverzüglich auch für die CO2-Aufnahme aufforsten, wir müssen die Landwirtschaft umbauen bis hin zur Nutzung Gen-veränderter Pflanzen und wir müssen – wie in den Niederlanden begonnen – tiefgelegene Küsten und auch Hafenstädte befestigen und vor Ãœberflutungen schützen. Auch der Katastrophenschutz und der Zivilschutz müssen ausgebaut werden und die Bevölkerung muss in diese vorbereitenden Schutzmaßnahmen eingebunden werden.

Wie brauchen an der realen Entwicklung orientierte Pläne und Konzepte für Politik und Wirtschaft. Was nicht weiterhilft, sind handwerklich schlecht gemachte Gesetze wie das verkorkste Heizungsgesetz, ständige Bevormundungen und überbordende bürokratische Regelwerke, deren Realisierung keiner mehr überblicken und kontrollieren kann. Die Bevölkerung muss mitgenommen, nicht verprellt werden. Und wir müssen den negativen Auswirkungen des Klimawandels entgegenwirken können. Bisher kennen wir Ankündigungen, Beschönigungen, Koalitionsstreit, vielstimmige, teilweise nicht zusammenpassende Vorschläge und unzureichende Kommunikation – wir kennen keine Analysen, konkrete Pläne, realisierbare Konzepte für den Umgang mit der Erderwärmung. Das muss sich ändern!

Der Expertenrat für Klimafragen hat gestern der Ampelregierung begründet und sicher berechtigt ein sehr schlechtes Zeugnis ausgestellt. Wenn die Regierung so weitermacht, wird Deutschland seine Zwischenziele 2030 verfehlen und es nicht schaffen, bis 2045 klimaneutral zu werden, stellen die Experten fest.

Parlamentarisch kontrollierte Realpolitik ist gefragt!

(23.08.2023)

 

 

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